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Zwischen Welten – Ein persönliches Update

Das letzte halbe Jahr hatte ich viel mit Ämtern, Statuten, Briefen, System und dem ganzen Zeug zu tun. Versunken in Worten, die ich nicht verstehe, endloses Recherchieren: Was darf ich, was muss ich? Das hat jegliche Leichtigkeit und Freude aus meinem Wesen rausgesaugt. Der Tag hatte zu wenig Stunden, um mich um alles zu kümmern, nebenbei noch zu leben – und dann sollte ich meine Einzelfirma noch halten können?

 

Ganz ehrlich, mein Herzensbusiness loszulassen, das ich mir in den letzten zehn Jahren aufgebaut habe – mit Ausbildungen, Coachings, Learning by Doing, Recherchieren, Ausprobieren, Scheitern, Weitermachen, Community-Aufbau – tut weh. Es tut weh, weil es sich manchmal wie eine Art Versagen anfühlt und manchmal wie Trotz. Da bewege ich Welten, helfe so vielen Menschen, und was erhalte ich? Den Downfall.

 

Aber da gibt es auch die Kehrseite: das Befreitsein. Ich bin jetzt sozusagen nackt, ohne Gepäck, stehe vor einer Weggabelung und habe die Wahl, wohin es geht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie lost ich war.

 

Ein Rückblick: Anderssein als Herausforderung

 

Etliche negative Erfahrungen hatte ich vorher im Gepäck – aus Anstellungen vor und während meiner Selbständigkeit. Ich wurde meist krank, hatte schlimme Neurodermitis-Schübe, wurde von Chefs ausgenutzt, gemobbt, angeschrien. Immer unrechtmäßig, nicht weil ich ein Unmensch war, sondern einfach unsicher. Diese Unsicherheit wurde fehlinterpretiert, oft als Unmotiviertheit oder sogar Arroganz.

 

Das wahre Problem war mein Anderssein. Schon im Kindergarten hab ich einiges anders gemacht, konnte und wollte zeichnen, wollte bestimme Rollen beim Theater spielen und mich nicht mit kleineren Rollen zufrieden geben. In der Schule wollte ich mein Ding machen, habe viel gezeichnet und hatte dann nicht die Geduld meine Bilder auszumalen. Wenn es dann hiess: „Du musst es schöner ausmalen“, bin ich innerlich ausgerastet, weil ich keine Zeit für so etwas hatte. Das nächste Bild wollte gezeichnet werden, nicht das alte schön ausgemalt. So habe ich damals ganze Stapel an Blätter mit Zeichnungen gefüllt. 

 

Alles wollte raus, meine Welt, meine Kreativität. Meine Familie liess mich zum Glück machen, dort hatte ich die Freiheit einfach kreativ zu sein ohne unterbrochen zu werden mit: „Du musst dich verbessern, du musst es anders machen.“ Diese falsche Unterstützung der Lehrer hat Folgen bis heute. Sie meinten es ja nur gut oder wussten es nicht besser, aber um das Potenzial von Kindern zu fördern, muss man einfach auf das Individuum eingehen und meine Persönlichkeit war damals schon die Manifestorin durch und durch. Ideen haben, Ideen ausdrücken und nicht ins System pressen und verbiegen, denn was hatte das zur Folge? Richtig, ich hab das Zeichnen verloren. Ich hab nie mehr gezeichnet bis ins Erwachsenenalter, weil ich dachte: „Ich kann nicht zeichnen.“ und weil ich keine Geduld mehr dafür hatte „schön“ zu zeichnen.

 

Manifestorin – Eine seltene Energie in einer Welt der Normen

 

Als Manifestorin im Human Design gehöre ich zu den seltenen 8–9 % der Weltbevölkerung, die nicht dafür gemacht sind, sich einfach einzufügen oder stundenlang an einem Projekt zu werkeln. Meine Energie ist anders: Ich bin hier, um zu initiieren, den Funken zu entfachen und Neues in die Welt zu bringen.

 

Doch in einer Welt, die eher für Generatoren und Manifestierende Generatoren gestaltet ist – die zusammen 70 % der Menschheit ausmachen – fühlt sich das oft wie ein ständiges „gegen den Strom schwimmen“ an. Während Generatoren ihre Energie aus dem kontinuierlichen Schaffen schöpfen und Projekte bis zum Abschluss bringen können, bin ich als Manifestorin die Pionierin. Mein Platz ist am Anfang – Türen öffnen, Inspiration schenken, Neues initiieren. Aber mein Job ist es nicht, alles bis ins Detail zu vollenden.

 

Das kann für viele ungewohnt wirken und wird oft missverstanden. In einer Welt voller Strukturen, die Beständigkeit und Anpassung erwarten, bleibt wenig Raum für Spontaneität und kreatives Chaos. 

 

Aber heute weiß ich, dass genau diese Eigenschaften – meine Impulsivität, mein Fokus auf das Neue, meine Kreativität – meine Superkraft sind. Der Mut, neue Wege zu gehen und Inspiration zu schenken – und dabei meine Freiheit zu bewahren. 

 

Das Anderssein: Neurodivergenz als Stärke

 

Heute verstehe ich auch, dass viele meiner Eigenschaften auf meine Neurodivergenz zurückzuführen sind. Ich bin hochsensibel, hochsensitiv und nicht multitaskingfähig – jedenfalls nicht bei Aufgaben, die mich nicht bewegen. Wenn ich jedoch einem Impuls folge, bin ich mit vollem Fokus dabei. Im Schreibflow blende ich Stimmen und Geräusche aus, tauche völlig ab in meine Welt.

 

Doch auch das wurde oft missverstanden. „Die hört nicht zu, die fühlt sich besser“, hieß es. Dabei war ich schlichtweg konzentriert auf das, was mich erfüllt. Diese Missverständnisse hatten ihren Preis: Sie führten dazu, dass ich mich oft fehl am Platz fühlte – ein Puzzle-Teil, das nicht in die vorgegebenen Formen passen wollte.

 

Aber heute weiß ich: Mein Anderssein ist keine Schwäche. Es ist mein Geschenk. Es ist das, was mich einzigartig macht – und es hat mir die Kraft gegeben, mich nicht in Systeme pressen zu lassen, sondern meine eigenen Wege zu gehen.

 

Rechtliches: Die Schattenseiten des Systems

 

Eigentlich wäre es einfach – der Neubeginn, die Überraschung, das Abenteuer. Wo geht es hin auf Wandelwegen? 

Wenn da dieser anstrengende Rechtsstreit nicht wäre. Diese Person, die mir Unrecht tut, hat mit ihrer Energie und ihren Machenschaften alle Energie aus mir gesaugt. Es war nicht nur anstrengend, diesen Energien standzuhalten, für mich einzustehen und Grenzen zu setzen. Es war vor allem anstrengend, nach Lösungen zu suchen in einem Gebiet, von dem ich null Ahnung habe.

Ich hatte zwar in der Berufsschule Wirtschaft und Recht, doch seien wir ehrlich: Als ich damit fertig war, habe ich die Bücher verbrannt. Nicht mein Ding. Statisch, systematisch – fühlt sich für mich eng und wie ein Käfig an. Doch auch das wird sich irgendwie lösen. Ob ich weiterhin in die Offensive gehe oder endlich mal Frieden reinfließt und es sich aus Zauberhand klärt – wegen Karma und höheren Mächten – ich wäre dafür, dass es leicht wird und mir abgenommen wird.

 

Jobsuche: Auf der Suche nach einem neuen Kapitel

 

Eine Möglichkeit von unendlichen Möglichkeiten ist die Anstellung, der ich mich jetzt widmen muss. Wie ich schon erzählt habe, ist das Thema für mich nicht einfach – wegen negativer Erfahrungen. Es gab bisher keinen Job, in dem ich mich nicht wie in einem Käfig fühlte. Aber ich bin überzeugt, dass es auch Jobs gibt mit Freiheit und Individualität, wo meine Kreativität und mein unabhängiger Spirit geschätzt oder sogar gebraucht werden.

 

Es ist auch kein Zufall, dass ich, seit ich mich für Hingabe entschieden habe, immer wieder dort lande, wo meine Energie gebraucht wird. So arbeitete ich als Helferin für ältere und betagte Menschen – sei es im Haushalt, bei PC-Fragen, oder als Begleitung zum Arzt. Doch das waren keine typischen Jobs. Es war ein Ruf. Diese Menschen brauchten nicht nur praktische Unterstützung, sondern meine heilsame Energie. Mein Humor, mein Zuhören, meine Fähigkeit, sie nicht zu bewerten, sondern einfach da zu sein. Ich war nicht einfach nur Putzhilfe oder Begleiterin – ich war Heilerin auf energetischer Ebene.

 

Dann war da der Job, bei dem es jetzt dieses „Ding“ gibt, wo ich öffentlich nicht ins Detail gehen will/kann. Auch diese Anstellung kam nicht zufällig in mein Leben. Es war eine Mission. Es brauchte Licht, Heilung – etwas, das aufgedeckt und in den Frieden zurückgebracht werden musste.

 

Solche Missionen sind oft nicht angenehm für mich als Mensch. Ich verstehe nicht immer sofort, warum meine Seele diese Erfahrung machen will. Mein menschliches Denken würde viel lieber Spaß haben, tanzen, hüpfen und auf Einhörnern reiten. Doch tief in mir weiß ich, dass diese Aufgaben zu meinem Seelenweg gehören. Ich habe mir diesen Dienst erlaubt – berufen zu sein, gerufen zu werden, wo ich gebraucht werde, solange es auch zu meinem Besten ist. Und dieses „zu meinem Besten“ erkenne ich oft erst später.

 

Es gibt für mich jedoch nichts Schöneres, als Heilung zu schenken – durch meine Worte, meine Präsenz, meinen kreativen Ausdruck, meine Stimme, meine Energie. Glückliche Gesichter, Gesichter der Dankbarkeit. Veränderungen, Transformation, Erkenntnisse und Neubeginne. Ich bin im Herzen berührt, wenn ich das beobachten darf, wenn das durch mich fließt. Es heilt ja mich immer mit – es ist ein Geben und Nehmen im Fluss.

 

Was bleibt?

 

„Ich möchte einfach meinen Frieden, in Ruhe gelassen werden und mein Ding machen.“ Diesen Satz denke und sage ich immer wieder. Manchmal geht das halt nicht so, wie ich mir das vorstelle, wenn ich gebraucht werde – meine Leichtigkeit, meine Freude oder auch mein Feuer. Manchmal braucht es mein Feuer, um mal etwas niederzubrennen, damit es neu blühen kann.

 

Viel hat sich im Außen nicht geändert, aber innerlich. Ich habe meine Energie zurückgeholt, lasse mich nicht stressen und versuche, step by step mit dem Flow zu gehen. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Es geht nicht darum, dass das Leben immer leicht ist, sondern darum, wie ich in schwierigen Zeiten meine innere Leichtigkeit bewahren kann.

 

Was ist eigentlich Neurodivergenz?

 

Neurodivergenz beschreibt eine natürliche Vielfalt in der Art, wie unser Gehirn funktioniert, denkt, fühlt und wahrnimmt. Menschen, die neurodivergent sind, können Hochsensibilität, ADHS, Autismus oder andere neurologische Unterschiede erleben. Sie denken oft kreativ, intuitiv und in ungewöhnlichen Mustern.

 

Neurodivergenz ist keine Schwäche – es ist ein anderes Betriebssystem, das mit einzigartigen Stärken und Herausforderungen einhergeht. Besonders bei kreativen Prozessen oder tiefem Fokus entfalten neurodivergente Menschen oft eine bemerkenswerte Energie und Einzigartigkeit.

 

Es geht nicht darum, „richtig“ oder „falsch“ zu sein, sondern die eigene Art zu denken als Stärke zu nutzen – und eine Welt zu gestalten, die Platz für alle Perspektiven hat.

 

Statt sich ständig zu fragen, „Was stimmt nicht mit mir?“, merkt man: „Oh, das bin einfach ich. Und das ist großartig.“

 

Und hier noch ein paar anschauliche Szenarien, um die Unterschiede zwischen den Erwartungen des Systems und der Realität neurodivergenter Menschen greifbarer zu machen, mithilfe von Chatgpt geschrieben:

 

1. Multitasking vs. Hyperfokus

System: „Du musst viele Aufgaben gleichzeitig erledigen, sonst bist du ineffizient.“

Neurodivergente Person: Multitasking fühlt sich oft an wie ein wilder Zirkus im Kopf. Stattdessen kann sie in einen Hyperfokus geraten – das bedeutet, eine Sache so tief und intensiv anzugehen, dass dabei Großartiges entsteht. Aber wehe, jemand unterbricht den Flow!

 

2. Sturkturen vs. Impulse

System: „Folge diesem festen Plan und arbeite linear.“

Neurodivergente Person: Kreativität kommt nicht auf Knopfdruck. Sie entsteht oft spontan durch Impulse, die das System als „chaotisch“ abstempelt. Dabei sind diese Impulse oft die Quelle der innovativsten Ideen.

 

3. Kommunikation: Small Talk vs. Tiefgang

System: „Mach Small Talk, um soziale Verbindungen aufzubauen.“

Neurodivergente Person: Small Talk kann sich wie ein unnötiges Gesellschaftsspiel anfühlen. Stattdessen wird Tiefgang bevorzugt – Gespräche über Sinn, Werte oder große Visionen. Das kann irritieren, wenn andere lieber über das Wetter reden möchten.

 

4. Leistung: Gleichbleibendes Tempo vs. kreative Schübe

System: „Arbeite konstant und gleichmäßig, um produktiv zu sein.“

Neurodivergente Person: Kreativität und Energie kommen oft in Wellen. Es gibt Phasen intensiver Schaffenskraft, gefolgt von einer natürlichen Erholungszeit. Das wird oft als „unzuverlässig“ angesehen, obwohl es eigentlich ein sehr nachhaltiger Rhythmus ist.

 

5. Ordnung: Sauberkeit vs. System hinter dem Chaos

System: „Ein sauberer Schreibtisch ist ein Zeichen von Effizienz.“

Neurodivergente Person: Was wie Chaos aussieht, ist oft ein persönliches System. Das kreative Durcheinander hat eine innere Logik, die aber für Außenstehende unsichtbar bleibt.

 

6. Überstimulation: Normale Reize vs. Überforderung

System: „Die Welt ist, wie sie ist. Leb damit.“

Neurodivergente Person: Geräusche, Licht oder Menschenmengen können schnell überwältigend sein. Das System versteht selten, warum jemand eine Pause braucht oder sich zurückzieht, wenn es „doch gar nicht so laut ist.“

 

7. Pausen: Kurz und knapp vs. Raum zum Regenerieren

System: „Pausen sind für Schwächlinge.“

Neurodivergente Person: Ein wirklich tiefes Durchatmen und Abschalten sind essenziell, um wieder kreativ zu sein. Kurze, oberflächliche Pausen reichen oft nicht aus.

 

8. Erfolge: Messbare Ergebnisse vs. persönliche Entwicklung

System: „Du bist erfolgreich, wenn du viel Geld verdienst oder dich hocharbeitest.“

Neurodivergente Person: Erfolge werden oft anders definiert – durch persönliche Entwicklung, das Überwinden innerer Barrieren oder das Schaffen von etwas Bedeutungsvollem für sich selbst oder andere.

 

9. Lernen: Standardmethoden vs. individuelle Zugänge

System: „Du musst so lernen wie alle anderen.“

Neurodivergente Person: Lernen passiert oft über kreative Umwege, durch eigene Experimente oder alternative Ansätze. Strikte Vorgaben können diese Potenziale ersticken.

 

Die Beispiele zeigen: Neurodivergente Menschen bringen oft eine andere Perspektive mit, die sowohl für sie selbst als auch für die Welt bereichernd sein kann – wenn man sie aus ihrer Kraft heraus agieren lässt.

 

Was sind deine Gedanken dazu? Vielleicht gehörst du auch zu den neurodivergenten Menschen da draussen. Ich freue mich über deine Worte!

 

Fabienne

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Kommentare: 3
  • #1

    Annja (Freitag, 10 Januar 2025 09:31)

    Danke für deine hilfreichen Erläuterungen liebe Fabienne. Ich erkenne da schon das eine oder andere auch bei mir. Schön bist du nicht wie alle anderen. Ich wünsche dir viel Kraft, Mut, Ausdauer und noch mehr Lebensfreude und viel auf den Einhörnern reiten ✨�✨

  • #2

    Chris (Freitag, 10 Januar 2025 10:36)

    Ich erkenne mich in vielem wieder und manchmal anders, aber „reingepasst“ hab ich definitiv auch noch nie. Es ist nicht leicht diesen Spagat zwischen individueller Energie leben und in dieser Gesellschaft leben, zu schaffen und kann deine Worte sehr gut nachfühlen. Danke für deine Offenheit und deine Worte �♥️

  • #3

    Helga Larcher (Freitag, 10 Januar 2025 10:46)

    In vielem hier, habe ich mich wiedergefunden liebe Fabienne. Deshalb weiß ich, dass wir etwas besonderes für diese Welt sind.
    Auch wenn wir gar so manches Mal auf den Boden der Tatsachen knallen, bringt uns das wieder einen Schritt weiter zu unserer Bestimmung. „ERDUNG“ ist das große Zauberwort, welches für uns neurodivergenten Menschen wichtig ist. Denn wenn wir gut geerdet und dazu noch mit oben, dem Höheren verbunden sind, kann uns nichts und niemand mehr etwas anhaben.
    Dein Weg liebe Fabienne, ist ein ganz besonderer. In dem Moment, als ich deine Seite kennenlernen durfte, habe ich es gespürt. Und er geht weiter…dorthin wo sich Körper und Seele zuhause fühlen.