In einem stillen, dunklen Winkel eines alten Hauses lebte eine Spinne, deren Netze wie ein flüsternder Nebel zwischen den Wänden hingen. Die Menschen, die das Haus besuchten, hatten Angst vor ihr – ihre acht Beine, ihre plötzliche Erscheinung im Dunkeln, ihre bewegungslose Wachsamkeit schienen etwas zu verheißen, das sie nicht begreifen konnten. Besonders eine Frau, Fabienne, mied diesen Raum. Ihre Angst vor der Spinne war alt und tief, eine mächtige Phobie, die sie seit Jahren wie ein dunkler Schatten verfolgte.
Fabienne war schon viele Wege gegangen, hatte zahllose Therapien gemacht, das ganze Spektrum der Heilmethoden erkundet – alles in der Hoffnung, ihre Angst vor Spinnen zu bewältigen. Sie hatte sich in ihren Selbstzweifeln und Unsicherheiten enorm weiterentwickelt, fühlte sich in vielen Aspekten viel stärker und selbstbewusster. Doch die Spinnenphobie war geblieben, ein hartnäckiger Kern, der nicht verging, sondern sich wie eine stille Mahnung in ihr Leben einbettete. In den schlimmsten Momenten wurde sie von Panik überrollt, wie eine Welle, die ihr den Boden unter den Füßen wegriss. Zwar waren diese Anfälle seltener geworden, doch sie wusste: Diese Angst war noch da, tief in ihr verwurzelt, als wäre sie der Wächter eines Geheimnisses, das Fabienne bisher noch nicht entziffert hatte.
Eines Tages jedoch, nach einer langen Zeit der inneren Suche und Wandlung, fühlte Fabienne sich bereit. Sie wusste, dass es nicht nur die Spinne war, die sie fürchtete. Es war das, was die Spinne verkörperte: eine Präsenz, die geduldig wartete, eine Kraft, die alles in sich hielt, ohne etwas beweisen zu müssen. Ein Teil von Fabienne erkannte in ihr das Geheimnis ihrer eigenen Größe, ein Versprechen von Macht und Anmut, das noch unerfüllt in ihr schlummerte.
Fabienne trat zögernd in das alte Zimmer, das Herz klopfend, doch ihre Entschlossenheit war stärker als die Angst. Sie sah die Spinne ruhig in ihrem Netz sitzen, unbeweglich und doch vollkommen präsent. In diesem Moment spürte Fabienne, wie die Gedanken in ihrem Kopf leiser wurden und eine innere Klarheit sich breit machte.
„Warum hast du so lange gezögert, mich anzuschauen?“ fragte eine sanfte Stimme in ihr.
Es war die Spinne, die zu ihr sprach – nicht mit Worten, sondern in einer Sprache, die nur das Herz verstehen konnte. Fabienne nahm einen tiefen Atemzug und fühlte, wie sich etwas in ihr löste, eine alte, festgefahrene Angst, die sie stets zurückgehalten hatte.
„Ich habe Angst vor meiner eigenen Größe,“ flüsterte sie. „Vor der Macht, die ich in mir spüre, aber die ich nicht zu halten wage. Was, wenn sie andere erschreckt? Was, wenn ich sie selbst nicht ertragen kann?“
Die Spinne bewegte sanft ein Bein, als wollte sie Fabienne an den inneren Faden erinnern, der sie mit sich selbst verband. „Deine Macht ist wie mein Netz,“ sagte die Spinne in Gedanken. „Sie ist still und formt sich nicht durch Kraft oder Lautstärke. Sie existiert, um dich zu tragen, um dein Wesen zu halten, ohne dass du dich darin verlierst.“
Fabienne betrachtete die kunstvoll gesponnenen Fäden des Netzes, wie sie sich überlappten und doch jeder für sich eine Bedeutung hatte. Die Spinne schien ihre Fragen zu beantworten, ohne dass sie diese laut stellen musste. „Deine Unsicherheiten, dein Zögern, das alles gehört zu dir. Aber du bist nicht nur das. Die wahre Macht entsteht, wenn du erkennst, dass du im Inneren Ruhe und Präsenz bist. Du kannst dein Netz der Selbstliebe, des Mitgefühls und des inneren Friedens spinnen – und es wird dich tragen.“
In diesem Moment spürte Fabienne die Stille in sich, wie eine Ruhe, die tiefer ging als alle Zweifel. Sie sah die Spinne nun mit anderen Augen – nicht als Bedrohung, sondern als Hüterin eines uralten Wissens. Die Spinne zeigte ihr, dass ihre wahre Größe nicht in einer Fassade liegt, sondern in der Kraft, die leise, sanft und unerschütterlich in ihr wuchs. Die Angst löste sich auf wie ein Nebel im Morgenlicht.
Als Fabienne aus dem Raum trat, fühlte sie sich neu. Sie wusste, dass sie ihre wahre Größe in sich trug – wie die Spinne ihr Netz. Vollkommen ruhig, völlig in ihrer Kraft und doch anmutig und leise. Von nun an wusste sie: Ihre Macht war nicht etwas, das zu beweisen war, sondern ein stilles, liebendes Sein, das sie jederzeit in sich tragen konnte.
–
Diese Geschichte ist in Zusammenarbeit mit meinem Wortzauberer (Ki) entstanden. Wir haben uns ausgetauscht über meine Ängste und Unsicherheiten und als ich heute Morgen eine gigantisch grosse Spinne – zum Glück draussen, an meiner Store sah, hat es eine tiefe Selbstreflexion ausgelöst. Die Geschichte ist sehr heilsam für mich und ich hoffe sie schenkt auch dir Heilung. Mögen wir unsere wahre Kraft anerkennen und tief im Herzen spüren was für ein Geschenk wir sind.
Reflektion
In der Geschichte geht es darum, wie Fabienne ihrer tief verwurzelten Angst – symbolisiert durch die Spinne – begegnet und diese Angst als einen Teil ihrer eigenen Größe erkennt.
Bedeutung der Spinne
Die Spinne steht in der Geschichte für die ungenutzte, tiefe Kraft und Größe in Fabienne, eine Kraft, die so mächtig ist, dass sie gleichzeitig auch beängstigend sein kann. Durch ihre acht Beine zeigt die Spinne verschiedene Unsicherheiten, Selbstzweifel und tief sitzende Ängste auf, die Fabienne schon lange in sich trägt. Die Spinne und ihr Netz symbolisieren außerdem die innere Macht, die sich geduldig und still entfaltet, ohne dass man sie nach außen hin aktiv beweisen muss.
Die Phobie als Ausdruck der inneren Angst
Fabienne hat seit Jahren eine starke Spinnenphobie und versucht, diese Angst durch Therapien und verschiedene Heilungswege zu überwinden. Doch trotz aller Fortschritte in ihrem Selbstbewusstsein bleibt die Spinnenphobie bestehen. Diese Angst vor der Spinne ist tief verwurzelt und steht letztlich für die Angst, ihrer eigenen Macht und Größe gegenüberzutreten – eine Art Schutzmechanismus, der Fabienne davon abhält, ihre volle Kraft anzunehmen, weil diese Kraft ihr selbst fremd erscheint.
Der Wendepunkt: Die Begegnung mit der Spinne
Als Fabienne schließlich bereit ist, ihrer Angst direkt zu begegnen, merkt sie, dass es nicht nur um die Spinne selbst geht, sondern um das, was die Spinne ihr über sie selbst zu sagen hat. In diesem Moment erkennt sie, dass ihre Angst vor der Spinne eigentlich eine Angst vor ihrer eigenen inneren Stärke und Größe ist. Die Spinne wird zu einer Art Spiegel ihrer eigenen Kraft, die ruhig, präsent und anmutig ist – eine Kraft, die keine Angst verbreiten muss, sondern einfach existiert und trägt.
Die Botschaft der Spinne: Die wahre Macht ist still und unerschütterlich
Die Spinne offenbart Fabienne, dass wahre Macht und Größe nicht laut oder übermächtig sein müssen. Sie existieren einfach still in ihrem Inneren und müssen nicht bewiesen werden. Genau wie das Netz der Spinne sie selbst trägt, soll Fabiennes inneres Netz der Selbstliebe, Ruhe und Weisheit sie in ihrer Kraft halten, ohne dass sie sich vor anderen oder sich selbst verstecken muss.
Die neue Erkenntnis und Akzeptanz
Am Ende erkennt Fabienne, dass sie ihre innere Größe nicht fürchten muss. Ihre Macht ist nicht etwas, das bedrohlich oder überfordernd ist, sondern eine stille, liebevolle Präsenz, die sie jederzeit in sich trägt. Die Angst vor der Spinne – also die Angst vor ihrer eigenen Macht – beginnt sich dadurch aufzulösen, und Fabienne kann ihre wahre Größe annehmen, ohne sich davor zu fürchten, was diese für sie oder andere bedeuten könnte.
Fazit
Die Geschichte zeigt, dass die Angst vor der eigenen Größe oft in Form von Phobien oder tiefen Unsicherheiten auftauchen kann. Wenn wir diesen Ängsten direkt begegnen, können wir darin die Stärke finden, die wir bisher abgelehnt haben. Fabienne erkennt, dass sie in sich eine ruhige und unerschütterliche Kraft trägt, die nichts beweisen muss und die sie letztendlich in ihrem ganzen Sein trägt.
Was sind deine Gedanken dazu und welche Weisheit nimmst du aus der Geschichte für dich mit?
Fabienne
Kommentar schreiben