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Urmutters Schoss

Geborgenheit ist das Gefühl wirklich angekommen zu sein, willkommen zu sein in uns selbst. Es fühlt sich für mich an wie im Schoss meiner Urmutter zu liegen, die ein Wiegenlied für mich singt. Mich beruhigt mit ihrer sanften Stimme, ihrer Energie, ich mich in ihren Schoss, in die pure bedingungslose Liebe fallen lassen darf. 

 

In diesem Schoss, in der puren Liebe ist kein Raum mehr für all die Selbstzweifel, die ich hatte. In diesem Raum der Geborgenheit, darf ich so sein wie ich bin. Ich, mit meinen Fehlern und Unsicherheiten, ich mit meinem Glaubenssätzen, meinem Schmerz und meiner Trauer. Ich, mit meinem Erleben, ob schöne Erlebnisse, ob schwierige. In Urmutters Schoss, im Urvertrauen, da bin ich sicher, da darf ich sein. Urmutters Liebe wertet nicht, vergleicht nicht. Sie redet nicht schön, sie möchte nichts anders. Sie ist präsent mit mir im Hier und Jetzt, so wie es gerade ist. 

 

In dem Moment der Geborgenheit fliesst alles was jemals war und alles, was jemals sein wird durch mich. Während es fliesst wird nichts bewertet, damit identifiziert. Es darf einfach da sein. All die Wut und Verzweiflung, der Überlebenskampf. Die ungehörten Schreie nach Hilfe, nach Liebe, nach gesehen und wertgeschätzt werden. All die Freude, die Leichtigkeit, das Verliebtsein, in das Leben, in die Natur, in einen Menschen, in die Verbindung mit mir selbst. Alles darf sein, alles hat Raum, in diesem fliessenden Moment der bedingungslosen Liebe. 

 

„Ich fühle mich falsch, ich bin so anders“, sage ich. Und die Urmutter spricht: „Du bist niemals falsch mein liebes Kind. Ich liebe dich genau so wie du bist, ohne das du etwas dafür tun musst, dich verändern oder verbessern musst. Du bist richtig, weil du mir entsprungen bist, ich habe dich empfangen und gebären dürfen. Ein Geschenk aus der Liebe entsprungen.“

 

„Die anderen wollen mich anders haben, sie wollen, dass ich anders lebe, einen anderen Beruf ausführe, mich anders kleide. Manchmal weiss ich gar nicht mehr, was ich denn wirklich möchte, wer ich denn wirklich bin.“ 

 

„Auch das ist ein Geschenk der Liebe. So findest du den Weg nach Innen, in deine Herzwahrheit. Wenn du nichts weisst, dann wisse, dass die einzige Wahrheit in dir ist. Hast du die Wahrheit in deinem Herzen gespürt, dann weisst du auch, dass alles, was dem nicht entspricht, nicht zu dir gehört, nicht aus der puren Liebe entsprungen ist.“ 

 

„Ich spüre den Schmerz der Anderen, ich höre das Schreien der Anderen, ich halte das nicht mehr aus, ich spüre so viel, und so vieles gleichzeitig.“ 

 

„Komm, leg dich noch näher in meinen Schoss. Du darfst. Du darfst auch leiden, du darfst dir zugestehen, dass du leidest, dass es dich schmerzt, dass du es nicht mehr aushältst. Du musst nicht die Starke sein, die Helferin, die, die immer glücklich ist. Du musst nicht die Sorgen anderer tragen, weil du dir das in Vergangenheit aufgelegt hast. Du musst nicht still sein, damit andere laut sein können. Du musst dich nicht zurück nehmen, weil die Sorgen anderer vermeintlich grösser sind. Du musst niemandem etwas beweisen, auch als liebevoller, glücklicher Mensch nicht. Du darfst sein, du darfst dich ausdrücken, genau so wie es gerade ist, wie du gerade fühlst und empfindest. In meinem Schoss, da hast du Raum für alles, immer.“

 

„In deinem Schoss, da spür ich das. In der Verbindung mit mir, da weiss ich das. Doch immer wieder redet mein Kopf hin und her. Mein schlechtes Gewissen, meine Scham. Immer wieder fühle ich mich schuldig, sogar, wenn ich Liebe empfange. Ich frage mich, ob ich so viel Liebe verdient habe. In deinem Schoss, da muss ich weinen, weil ich mir nicht immer erlaubt habe, so viel Liebe zu empfangen, mich zu sein, pur mit allem. Mit all meinen Gefühlen, meinen Facetten, meinen Narben und Wunden. Meine Stimme, mein Körper, mein ganzes, pures Sein.“

 

„Lass es fliessen.“

 

Und so schreie ich. Ich schreie alles raus, wofür ich mich geschämt habe, wofür ich mich verurteilt habe. Ich schreie meine Selbstablehnung, Selbstsabotage aus meiner Brust. Ich lasse das brennende Feuer des Verlassenwerdens, des ausgenutzt und missbraucht Werdens raus. 

 

„Lass es fliessen.“

 

Und jetzt, da wird es plötzlich ruhiger und ich schluchze. Ich lasse meine Tränen fliessen, all die Tränen der Verluste, der Angst und der Unsicherheit. Die Tränen des nicht gesehen und geliebt Werdens für wer ich wirklich bin. 

 

„Wie fühlst du dich jetzt?“, fragt die Urmutter. 

 

„Ruhig und geborgen.“

 

„Mi Naghari Ahau, ich sehe dich mein Kind, bedingungslos, immer, egal was ist und sein wird.“

 

(c) Fabienne Hofmann

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