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Vom Drama in die Selbstverantwortung

 

Es war einmal ein Mädchen namens Marie, die grossartiges in sich trug, dies jedoch nicht wusste. Marie war ein stilles Wasser, wie sie von allen genannt wurde, doch eigentlich war das Wasser gar nicht still. Es war unruhig und so oft am brodeln, doch wie gesagt, Marie war nicht bewusst, welch Schätze darin liegen und so liess sie es brodeln.

 

Wann immer Marie etwas wollte und es nicht bekam wurde sie wütend und traurig. Unbewusst dachte sie sich Strategien aus, um zu erhalten was sie wollte. Sie manipulierte die Menschen mit Tränen, mit Drama, bis sie schlussendlich aus Mitleid bekam was sie wollte. Wenn sie nicht die Aufmerksamkeit bekam, die sie sich wünschte, wurde sie sogar oftmals krank, um dann ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit zu erhalten.

 

Sie definierte sich über ihre Geschichten. Viel hat sie erlebt, das Drama förmlich angezogen. Wann immer sie von den schlimmen Erlebnissen erzählte, hörte man ihr gespannt zu. Die Geschichten bekamen Leben, oder anders gesagt Energie. Durch die gespannten Zuhörer wurden die Geschichten lebendiger als sie eigentlich waren. Es wurde übertrieben, noch ein paar Details hinzugefügt, so dass die liebe Marie am Schluss selber vergass, dass die Geschichte so gar nie stattgefunden hat.

 

Das Mädchen wirkte manchmal hart und streng, ungeduldig. Wer sie wirklich kannte spürte jedoch das Wesen in ihr, das sich oft noch versteckte. Dieses Wesen war sanftmütig, geduldig, liebevoll und selbstbewusst. Ja sogar unglaublich witzig und leicht.

 

Eines Tages kam eine Frau in ihr Leben, die ihr mitteilte, dass ihr Fass wohl am überlaufen sei. Das Mädchen fühlte sich ertappt und spielte weiterhin die arme, die es einfach speziell schwer hatte im Leben. So jung und doch so viel erlebt. Die Frau sah wer das Mädchen wirklich war und wusste, dass das viele (stille) Wasser, dass in ihr brodelte raus musste. Jemand musste einfach mal den Deckel heben.

 

Dies geschah dann auch. Die Frau hob den Deckel und ein Wasserfall strömte heraus. Trauer, Wut, Schmerz, Scham und Schuld. So viel hatte sich über die Jahre angestaut. Es wurde leicht.

 

Das Mädchen fühlte sich erst hilflos, denn ihre Überlebensstrategien wurden durchschaut. Sie konnte der Frau keine Geschichten mehr erzählen, denn sie wusste, dass es eine Geschichte ist.

 

„Was mach ich dann?“, schrie sie laut.

 

„Dich liebevoll in den Arm nehmen.“ Das klang so simpel, so doof und doch war es genau das was fehlte. Die liebevolle Selbstannahme, dass das Mädchen genau so richtig und perfekt ist wie sie ist. Sie braucht weder spannende Geschichten erzählen, noch auf den Boden stampfen, das Mädchen wurde geliebt für das, was sie wirklich ist.

 

So kam Liebe in ihr Leben. Innen wie Aussen.

 

Alles wendete sich, wirklich alles. Sie wurde geduldiger und ehrlich. Wenn ihr etwas nicht gefiel, sagte sie das und entgegen ihrer Erwartung, wurde sie dafür sogar noch wertgeschätzt. Sie musste nichts mehr in ihr Fass packen, sie durfte es einfach fliessen lassen. Moment für Moment.

Wann immer eine Situation in ihr Leben kam, die das Drama kitzelte und sie normalerweise diverse Strategien überlegte, wie sie rebellieren könne, umarmte sie sich stattdessen und sagte: „Ich liebe mich.“

 

Jedes Mal wurde es etwas ruhiger, bis das Drama schliesslich ganz verschwand.

So kam Leben in ihr Leben. Innen wie Aussen.

 

Marie leuchtete auf. Hinter all dem Wasser, den Fassaden und Geschichten steckte die selbstbewusste, humorvolle und gleichzeitig sanftmütige Frau. Heute erzählt sie immer noch spannende Geschichten, mit dem Unterschied dass sie wahrhaftig sind.

 

Hinter den stillen Wasser unter uns, versteckt sich oft ein lebendiger Wasserfall. Hinter Unsicherheit, Scham und Wut, steckt ganz viel Kraft. Hinter Ungeduld die Sanftmut und hinter Schmerz die Leichtigkeit. Alles was wir tun dürfen ist es den Deckel zu heben.

 

Von Dramaqueen zu Dramaqueen, in dir steckt so viel wunderbares, dass auch ohne Kampf gesehen werden darf. Lass es sprudeln, lass es raus, es wird dir nachher so viel besser gehen. Wenn du das Gefühl hast du bist eine Last für die Menschen, umarme dich. Umarme den inneren Schatz in dir, der da ist und wartet, dass du all die Schätze darin lebst. Bisher hast du dich über die Aufmerksamkeit von Aussen definiert, weil du die unglaublich grosse Liebe die du in dir trägst noch nicht immer spüren kannst und das ist ok.

 

Step by Step. Mach den Deckel auf und lass es fliessen. Vielleicht erst mal langsam, nur ein bisschen. Erkenne deine Geschichten als das was sie sind an, Geschichten. Du bist nicht eine Geschichte, du bist so viel mehr.

 

Die liebe Marie bist du, bin ich, sind so viele unter uns. Wir dürfen jetzt die Verantwortung für unser Leben übernehmen und erkennen, dass wir uns nicht mehr über das Aussen definieren müssen. Je mehr wir unsere bunten Gefühle fliessen lassen und sie nicht unterdrücken, desto authentischer wird unser Leben. Je öfters wir uns selbst umarmen und erkennen wie wertvoll wir sind, desto weniger ziehen wir das Drama an und müssen Geschichten erzählen, um Liebe zu erhalten.

 

Selbstverantwortung übernehmen heisst für mich, dich zu ertappen, wenn du wieder Dramalama spielst. Deinen bisherigen Strategien bewusst zu werden und dich zu fragen: „Was brauche ich wirklich?“ Meist, oder ich würde sagen immer, ist es die Liebe. Hinter allem steckt die Liebe. Wenn dein Gegenüber dich nicht sieht, dann sehe dich. Wenn du nicht umarmt wirst, umarme dich. Erkenne das Mitleid in dir, dass sich so oft den Trost im Aussen gesucht hat. Erkenne die Geschichten, die du erzählst um Liebe zu erhalten.

 

Du bist Liebe.

Schön, dass es dich gibt.

 

Danke für die Gespräche liebe Dramalamas, die mich inspiriert haben diesen Text zu schreiben. Es ist so wertvoll das Dramalama in uns zu erkennen und auch dazu stehen zu dürfen. Das Arme Ich ist ein Energiemuster, dass viele von uns haben, du bist damit also absolut nicht allein.

Wir dürfen jetzt das reiche Ich in uns entdecken und es zum Leben erwecken. Das reiche Ich, reich an Liebe, Fülle, Leichtigkeit, Freude und Kraft. Reich an Ideen, Kreativität und Leben.

 

Wie wertvoll!

 

Fabienne

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