Kennt ihr die berühmte Frau Schamuld?
Die liebe Frau mag keine erfolgreich authentischen Menschen, die ihre wahre Grösse leben. Sie ist sehr lichtempfindlich und hat es lieber dunkel und eng. Wann immer mich Frau Schamuld besucht erzählt sie das gleiche. Sie möchte, dass wir uns verstecken und das Licht ausmachen. Als ich Frau Schamuld kennen lernte hatte ich grossen Respekt von ihr, ja sogar etwas Angst. Ich befolgte ihre Anweisungen und machte das Licht aus. Das gefiel aber weder meinem Körper, der wurde ganz rot, noch meinem Herzen, das wurde ganz schwer.
Also fing ich an der lieben Frau zu erzählen, dass es im Licht viel schöner und leichter sei. Dass es da am Anfang etwas Mut braucht in das helle Licht zu stehen, aber sich dieses Licht unglaublich warm und geborgen anfühlt.
Sie spürte meine Freude, als ich ihr das erzählte und wurde wütend. Wütend, dass ich ihren Anweisungen nicht mehr folge, wütend dass ich sie belehren wollte. Das ist ok, jeder zu seiner Zeit, dachte ich mir und liess sie tun was sie am besten konnte. Quatschen.
Nach einer Weile wurde sie ruhig und verschwand urplötzlich. Lange hat sie mich nicht mehr besucht und ich fragte mich, ob sie wohl den Lichtschalter gefunden hat.
Sie kam dann manchmal noch vorbei, wenn ich etwas Neues am erschaffen bin, wenn das Licht noch heller scheint, dann kommt sie vorbei um zu Quatschen. Inzwischen habe ich aber keine Angst mehr vor ihr, kenne ihre Absichten und lasse sie reden. Ihre Besuche sind ok, ist ja nicht mehr oft und ich weiss, dass sie eines Tages von alleine für immer verschwinden wird.
Eine Kurzgeschichte über Scham und Schuld von Fabienne Hofmann
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